Donnerstag, 1. Dezember 2022

Wunsch und Sein

 Das Hier und Jetzt ist als gegenwärtiges Sein der Istzustand der Welt. Ihm gegenüber steht ein, in Vergangenheit und Zukunft gerichteter Sollzustand. Er manifestiert sich als Wunsch und Begierde und wird erlebt als Tagtraum und Ohrwurm. Statt der Stille im einfachen Hier und Jetzt wird der Wunsch von einem mentalen Lärm begleitet, dem es darum geht die Gegenwart, wie sie ist, zu verändern. Die Gier und Begierde des Sollzustandes manifestiert sich überdies, im Gegensatz zum in sich ruhenden Selbst, als Ego.


 Dieses Ego ist der menschliche Demiurg der keine Konzentration und Achtsamkeit kennt, weil er von Wünschen und Sehnsüchten getrieben wird. Ja, das Ego ist gierig und merkt nicht, wie jede Befriedigung seiner Begierde, eine neuere Begierde erzeugt. Der extremste Zustand des Egos ist, wenn sich das Ego über andere Wesen erheben muß, in dem es diese abwertet. Dies ist der eigentliche Narzissmus. Seine Gefährlichkeit ist nicht nur die körperliche Gewalt gegen Schwächere, sondern die seelische, emotionale Gewalt, in dem die physische Gewalt nur das Mittel zur Selbstüberhöhung darstellt. 


Im Istzustand weicht das Ego dem wahren Selbst. Wo sich das Ego in einer selbstüberhöhten Getrenntheit von dem Sein und den Objekten sah, findet sich das Selbst sich als demütige Verbundenheit mit allem Sein in der Welt. In ihr liegt das Wissen, daß diese partikuläre biologisch begründete Trennung von allen Wesen eine reine Illusion ist. Der Grund hierfür war relativ einfach: Wollte Gott in allen Wesen leben, so bedurfte es zu einer sinnvollen Interaktion die Unkenntnis von einer Verbundenheit des göttlichen Bewußtseins in allen Wesen. (Niemand kann sinnvoll in einem Spiel alle Figuren gleichzeitig spielen.)


Technisch ist der Sollzustand ein von Trieb und Instinkt getriebener Zustand der Unzufriedenheit. Das im Sein lebende Selbst ist die Instinkthemmung, Fleiß, Arbeit und  Konzentration, welche sich im Zuge seines Einsatzes - was sich mental als Ruhe ausdrückt - immer mehr in glückseliges Nichts auflöst. 


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