Freitag, 12. August 2022

Musikalische Philosophie - Peter Gabriel

 Der absolute Transzendente Gott ist eine einzige Sache die nur wirklich existiert und diese Sache als Bewußtsein ist technisch gesehen ein Sensor. Und dieser Sensor, dieses Bewußtsein hat nur sich selbst in Gedanken, es beobachtet sich als Objekt. Aus gnostischen Standpunkt aus gesehen, führt diese Selbstbeobachtung des Transzendenten zu einer Veränderung, denn Gott ist so nicht mehr gedanklich Rein, sondern hat sich durch diesen Gedankengang verändert. Gott als gedankliches Abbild ist zwar nicht der echte Gott, will und muß aber dieses als Kopie sein, und erschafft sich so eine Welt in welcher er als narzisstische Kopie den wahren Gott übertrumpfen möchte. Er ist jetzt der Demiurg im Sinne eines unvollkommenden Baumeisters, dessen Ansinnen in Gier, Neid und Getriebenheit besteht. Er duldet keinen anderen Gott und mißbraucht die Israeliten als Machtwerkzeug zu egoistischen Zwecken.


Äquivalent zu Gott hat auch der Mensch mit einem Demiurgen, bzw. falschen Selbst zu kämpfen. Es ist der Verstand, welcher in Schmerz und Wut, nach Eckard Tolle, stets in der Vergangenheit lebt und egoistische Wünsche für die Zukunft hegt. Das wahre Selbst dagegen lebt im Hier und Jetzt. 


Die Story of OVO beginnt mit Theo, das ist Gott, seine Frau Beth, und den Kindern Ion und Sofia. Ion symbolisiert die Äonen als Emanationen des transzendenten Gottes, denn Gott als solches kann nicht definiert oder dargestellt werden, darum sind hier nur seine Entäußerungen als Äonen wichtig. Ein Äon ist Sophia, die Weißheit, welche in der gnostischen Geschichte den Demiurgen als Gotteskopie erschafft. In der Story of OVO von Peter Gabriel erschafft jedoch Ion eine Art menschenfressenden Turm (The Tower that ate People.), welcher als Demiurg agiert. 


Ion will nämlich besser als Theo sein göttlicher Vater sein, der vorher bei einem Blitzeinschlag in die heimatliche Hütte umkam. Der Blitz ist ein interessanter Hinweis auf den Lichtbringer Luzifer. Sophia beschließt mit den Skypeople, welche nicht umsonst an Engel erinnern, diesen Turm zu zerstören. Nach dem Einsturz des menschenfressenden Turms werden die verstorbenen Familienmitglieder mit einer Pyramide auf dem Grab beerdigt. 


Der Turm ist mit Sicherheit auch als Turm zu Babel anzusehen, denn dieser Turm ist das bekannte Sinnbild der narzistischen Menschen, die es mit Gott aufzunehmen gedachten -  war also eine schlechte Kopie, und Kampfansage gegen den transzendenten Gott. 


 So zu sehen im Comic Beiheft der CD OVO. Es wurde nun der falsche Gott, der Demiurg beseitigt. Sophia und Skyboy verlieben sich alsbald und pflanzen einen gewaltigen Baum bevor es sintflutartig zu regnen beginnt. Sophia ist daher nicht mit einem Menschen, sondern einem  Himmelswesen zusammen, von dem sie schwanger wird. Im Johannesevangelium wird die Mutter Gottes auch als Jungfrau Sophia bezeichnet. Nun klettern beide zum höchsten Ast des Baumes und legen das frisch geborene Eulenbaby OVO in ein Nest und lassen es in den Himmel segeln. OVO erinnert nicht umsonst in seiner Gestalt als Eule an die Göttin der Weisheit Minerva.


 Die heilige Ehe zwischen himmlischen Wesen und einer irdischen Jungfrau ist aber auch analog zu verstehen zwischen der Beziehung von Mann und Frau überhaupt Punkt denn Mann und Frau waren am Anbeginn in Adam in einem Körper dieses Wesen war also geschlechtslos oder hatte beide und hier wurde aus dieser Materie Eva heraus extrahiert und die Geschichte der ja der Menschheit der Liebe und so weiter dreht sich nun um das Problem wieder zusammen zu kommen wieder sich in einem Körper zu vereinen Punkt hier hatte Peter Gabriel dass dieses Thema gerade auf dem Album US thematisiert und vor allem in dem Liedstück des Albums Blood of Eden. Denn daneben thematisierte er diese Problematik in dem Videospiel es aus dem Jahr 1997, welches sich nur darum dreht, dass die aus einem Körper getrennten zweigeschlechtlichen Wesen wieder zusammenkommen und Erlösung finden, und hierbei natürlich Musik Schnipsel sammeln.  Die in der Gnosis "Philippus Evangelium", "Pistis Sophia "thematisierte Ehe oder das Zusammenleben von Jesus und Maria Magdalena ist Inhalt des Films von Martin Scorsese aus dem Jahre 1988 "Die letzte Versuchung Christi". Hierbei lebt Jesus und Magdalena zusammen, nachdem Jesus von einem Engel am Kreuz gerettet wurde. Kein geringerer als Peter Gabriel hat für diesen Film die Musik komponiert und 1989 das Album Passion veröffentlicht. 


Das Album OVO hat auch noch das Lied “Downside Up” zu bieten, in welchem, wie ich glaube, es um einen Sterbeprozeß geht. Nahtoderlebnisse aus aller Welt berichten übereinstimmend, daß beim Verlassen des grobstofflichen Körpers die Person mit ihrem Astralkörper über diesen zu schweben beginnt. Peter beschreibt diesen Vorgang nun so, daß die “Gravitationskraft” der Astralwelt im Himmel liegt und die Personen somit die Welt nun überraschend auf dem Kopf gestellt erleben. Der Verstorbene ruft darauf  erfreut “Pull me in” um das Licht - wir wissen nicht genau was es ist - zu erreichen. Fliegen als Synonym für Sterben greift er später in Growing Up auf, ein Lied daß das Leben beschreibt und am Ende er nach dem Stoppen des Atems er wieder wie ein Vogel fliegt. Hier geht er auch darauf ein, daß man sich das Leben und seinen Namen schon vorher in das Buch des Lebens einschreibt, welches auf dem Holztisch steht.


Die wenigsten werden an der Growing Up live Tour bemerkt haben, daß in der Bühnenshow ein sexueller Verkehr , Schwangerschaft und Geburt dargestellt werden. Die Darstellung ist zeitlich rückwärts und beginnt somit mit der Geburt, so daß auf der Bühne  im Stück Secret World ein Babyköpfchen erscheint. Die Verwandlung in eine kugelrunde Eizelle ließe sich mit Peters Einlassung begründen, daß der Mond den Menstruationszyklus steuere, denn später in Mercy Street wird die hängende Kugel als Mond illuminiert. In Growing Up spielt Peter höchstselbst die Samenzelle innerhalb der, von dem Zorbball verwendeten Eizelle und hüpft freudig über die Bühne. Die Bühne in Signal to Noise besteht aus einem runden Schlauchvorhang in der Mitte und schon kann die sexuelle Vereinigung beginnen, in dem sich die kreisrunde Oberbühne über den Ständer herab bewegt, und er in sie eindringt. Nicht umsonst ist das Lied Signal to Noise ein musikalischer Orgasmus und das, was hier gesendet und empfangen werden soll, sind mit Sicherheit keine Radiosignale.



Update 20.10.23



i/o

In der Gnosis wird sich die Welt mit hellen und dunklen Seiten vorgestellt. Eine Welt, vom dunklen Demiurg geschaffen aber mit dem Licht der Erkenntnis ausgestattet, inspirierte Gabriel seine neuen Songs für das i/o Album in einer Dunkel (Dark -Side - Mix) und Hellen Version (Bright- Side- Mix) zu veröffentlichen. Dies geschieht regelmäßig zu Voll- und Neumond, wobei der Mond nicht umsonst in allen Formen in Gabriels Werk anzutreffen ist, denn der Mond ist das Symbol der Gnosis schlechthin. Er ist eine Materie, welche das Licht der Erkenntnis reflektiert und darin göttliche Inspiration erhält.


In den Shows der i/o Tour wird am Anfang eine Uhr auf einem runden Bildschirm dargestellt. Dann erscheint plötzlich Gabriel in einen orange Arbeitsanzug und mit einer Schiebermütze, eine ursprüngliche Arbeitsmütze.

Demiurg der Gnosis heißt soviel wie Arbeiter und Handwerker. Genau dies stellt Gabriel hier dar. Im Hebräischen heißt der Demiurg Jaldabaoth und wird mit Saturn und Kronos identifiziert. Man kann hier nun spekulieren ,daß Kronos mit seiner Vorläuferfunktion als Chronos gleich gesetzt wird, und darum die Uhr auf der Bühne erscheint. Nicht umsonst sagt Gabriel in seinem Vortrag, daß dies nur sein Avatar wäre, und er in Wahrheit ein griechischer Gott sei.


Jedenfalls fällt nach Peters Einleitung ein leuchtender Meteorit vom Himmel, was aber viel mehr das Licht und der Funke der Erkenntnis gewesen sein könnte, welcher nach gnostischer Überlieferung von Luzifer zur Erde gebracht wird. Hier ist allerdings Luzifer keine böse Gestalt sondern ein positives Wesen. Noch interessanter wäre die Idee, daß es sich bei diesen göttlichen Funken um Sophia, die Weisheit, handelt. Dieses Licht ist die Weisheit und Sophia in Person um den menschen Erleuchtung zu bringen. Peter in Gestalt von Demiurg fängt das Licht auf und entzündet das virtuelle Feuer auf der Bühne. Hier spricht er "My Work is done." Eine solche Losung macht natürlich nur Sinn, wenn sie für ein Ritual wichtig ist, denn mit der getanen Arbeit sitzen die Musiker am Lagerfeuer mit dem Mond auf dem runden Bildschirm als Hintergrund.


Einen weiteren erhellenden Hinweis erhalten wir bei der Betrachtung des ägyptischen Gott des Wissens: Thot. Dieser ist der Herr des Mondes, des Mondauges und der Zeit. Hier erklärt sich vielleicht, warum am Anfang des Konzertes eine Uhr dargestellt wird, die nach dem Empfang des göttlichen Funkens zwei Lieder lang in einem Mond übergeht. Beim dritten Lied “Panopticom” wird der runde Bildschirm nunmehr als Auge genutzt. Dies ist nun das Horusauge, bzw. das Auge der Erkenntnis, denn dieses ist wie der Mond  das Sinnbild der Erkenntnis, wie auch der Begriff Gnosis in Erkenntnis übersetzt wird. Interessant wäre auch daß der runde Bildschirm das in der Pistis Sophia erwähnte Himmelsbild darstellt, das darin im Schatten aus Versehen die materielle Welt erschafft. Das dieser Bildschirm rund ist und an einen Schild erinntert, liegt wohl in der Darstellung des transzendenten Gottes mit Namen Abraxas, welcher im Bildnis auch einen Schild als Symbol der Sophia enthält.

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