Donnerstag, 3. September 2020

Freigötter vs Gottstaaten

 Ja grundlegende Unterschied zwischen den abrahamitischen Religionen und den alten heidnischen Religionen, zu denen wir natürlich auch die Kabbala und Yoga zählen, ist dass die heidnischen Religionen allesamt sich den Gott als das Innere aller Lebewesen vorstellen, im Yoga heißt es sogar ausdrücklich, das der innere Kern, also das Bewusstsein jedes Lebewesens ist, und das ist nichts anderes als Gott die ganze Welt ist eigentlich ein göttliches Gebilde ist,  das in jeden innewohnt, und nicht von einem Menschen zu trennen ist. Gott also ist ein unendliches Wesen der keine Grenze an anderen Lebewesen hat. Anders ist es bei den abrahamitischen oder monotheistischen Religionen, denn hier wird sich Gott als ein externes allmächtiges Superwesen vorgestellt, ein Gebilde des älteren Herren mit Bart, von dem wir alle reden und so schlecht an ihn recht glauben wollen. Gott ist unendlich, und wenn er an einem Menschen eine Grenze hat, so ist er eigentlich nicht wirklich Gott. 


Die abrahamitischen Religionen haben zudem die signifikante Eigenschaft, daß sie Gott als einen Herrscher, bzw. einen Staat vorstellen. Im Judentum ist Gott ein eifersüchtiger König über allen, welcher unbedingten Gehorsam über sein eigenes Volk verlangt. Auch der Islam kennt einen politisch herrschsüchtigen Gott, hier aber mit dem Anspruch die gesamte Welt unterworfen zu sehen. Das Besondere im Christentum ist nun, daß Gott zwar auch ein quasi-staatlicher Herrscher ist, sich aber durch eine besondere Gnade und Sündenvergebung auszeichnet. 


Alle heidnischen Religionen, welche scheinbar vielerlei Götterwesen beinhalten, sind doch bei genauerer Betrachtung ebenso monotheistisch. Die Yoga Philosophien reden von vielerlei Göttern als Eigenschaften und Aspekten des Einen. Dieser ist Atman oder Brahman, der innere Kern, das reine Bewußtsein als Sein Wissen und Glückseeligkeit.


Für Hegel ist Gott kein externes Superwesen, sondern die Wahrheit selbst. Gott ist das Ich aller geistigen Wesen, die unentwegte Bestimmung Wahrheit als Identität von Subjekt und Objekt, bzw. Gedanke und Gegenstand zu generieren. Man könnte es auch technisch gesehen als Identitätsfeststellung von Ist und Soll-Zustand bezeichnen, in dem durch Denken der Gedanke und Soll-Zustand, und durch Arbeit und Handeln der Ist-Zustand seine entsprechende Identität findet, welche die Wahrheit ist. Diese Wahrheit ist die Idee, als Einheit von Subjekt und Objekt.


Generell ist die Vorstellung, Gott als unabhängiges Superwesen zu sehen, als objektiven Idealismus bezeichnet, von den deutschen Philosophen der Idealistischen Philosophie abgelehnt worden. Der subjektive Idealismus sieht Gott als das Selbst, und der absolute Idealismus sieht eine Identität zwischen Gott und Ich, eben genauso wie es die indischen Philosophien tun. Brahman als Welt und Atman als das menschliche Selbst sind in Wahrheit Eins.