Donnerstag, 18. März 2021

Gedanken zur Anarchie

 

Die Bedeutung des Wortes entwickelte sich später schrittweise zu „König“ weiter, wie bereits die Epen Homers anklingen lassen, in denen ein „Basileus“ allerdings in der Regel noch kein „Alleinherrscher“ („Monarch“) war, sondern ein „Großer“, wobei es in einem Gemeinwesen durchaus mehrere solcher Big Men geben konnte. In archaischer Zeit sind Basileis in mehreren Orten als gewählte Amtsträger bezeugt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Basileus

Wenn wir vom Ursprung aller Staaten aus im Grunde kriminellen Räuberbanden ausgehen, dann beobachten wir wie eine Gruppe von Banditen regelmäßig die Bewohner und Händler eines Gebietes ausraubt. Der Banditenchef ist jener, der sich ein paar Generationen später in einer anderen Gewohnheitsumgebung als Fürst oder König bezeichnet. Wenn das Gebiet des Räuberhäuptlings zu groß für ihn selbst wird, beginnt er einzelne Länder an seine Getreuen Kumpanen zu verleihen, welche sich im Gegensatz zu unbedingter Kriegstreue verpflichten.


Die Vorstellung, den Ursprung von Königreichen in ehemaligen Räuberbanden zu suchen, dient auch der Erkenntnis, das ein Lehenswesen im grunde immer und Überall entstehen kann, und daher kein Phänomen des frühen Mittelalters war. Ebenso ist Krieg eben ein Machtkampf um die ausnehmbare Bevölkerung, nicht zu unterscheiden von einen modernen Bandenkrieg einer Großstadt. 


Definiert man Staat als Herrschaft, und dies sind Räuberbanden ganz bestimmt, dann stellt sich die Frage ob Stadtstaaten der Antike überhaupt im eigentlichen Sinne Staaten waren. Die griechischen Stadtstaaten wurden bevorzugt auf einen Berg errichten - eine Oberstadt, oder Akropolis genannt. Eine auf einer Erhebung erbaute Siedlung mit schützenden Mauern erinnert aber auch an eine Geschlossene Wohnanlage, bzw. Gated Community. 

Der Stadtstaat wäre dann also keine Herrschaft sondern eine privatrechtliche Organisation von freien Leuten. Ihr Ziel, in einem geschützten Wohnkomplex zu wohnen, bedingt jede Menge Arbeit und Kosten für Baumaterial. Ebenso muß die Frage nach der Entscheidungskompetenz gestellt werden. Stimmen alle Leute mit ab wie in einer Aktionärsversammlung, so nannte Plotin dies Demokratie. Anders kann man auch einen Geschäftsführer mit einer Entscheidungskompetenz ausstatten, so wäre dies die Monarchie, und ein Expertengremium wäre eine Aristokratie. Hier sollte daran erinnert werden, wie gerne Ämter an die Nachkommen vererbt werden, und adelartige Zustände eintreten. Zugewanderte Bürger müssen ebenso  ihre Gebühr an diese Sicherheitsfirma entrichten, welche darum schnell die Form einer Steuer annimmt. Per Satzung können Bürger im Notfall zum Kriegsdienst im Sicherheitsdienst verpflichtet werden. Man sieht, wie schnell ein Privatunternehmen die Gestalt eines Staates annehmen kann, und zwar generell gilt dies für alle Sicherheitsdienste - auch heute. Sicherheitsdienste sind bewaffnet und können auch damit umgehen. Die  Gefahr besteht dann, wenn ein psychopathischer Unternehmer seinen Dienst für eigene kriminelle Zwecke mißbraucht und im Laufe der Zeit eine Herrschaft über Andere errichtet. Dies wäre eine defacto Staatsgründung. Vielleicht war dies einmal bei den Spartanern der Fall, denn hier haben wir den unfreiesten - geradezu kommunistischen - Staat der griechischen Antike. Gut also, wenn in einer Privatrechtsordnung mehrere Sicherheitsdienste sich gegenseitig kontrollieren. 


Es gibt für wahr einige Kulturen ohne Staat und Herrschaft. So fand man in der Induskultur und auch der Donauzivilisation keine Paläste und somit auch keine großen Kriegsschäden. Hier scheinen herrschaftslose Privatrechtsordnungen über mehrere Tausend Jahre existiert zu haben. Erst die Ankunft der Indoeuropäer zerstörte diese Kulturen und errichtete Herrschaften. Der Grund ist recht einfach, denn Indoeuropäer waren Reiternomaden, für die eine Eroberung einer Wildbeuter und Bauerkultur sehr leicht fällt. In der Regel sind alle Reiternomaden in der Geschichte Expansiv und Eroberungssüchtig - daher Staatenbildend. Neben den Indoeuropäern kann man hier auch die Hunnen und Turkmongolen nennen, oder auch kleinere Völker wie die Magyaren und Bulgaren. Die Keltische Völkerwanderung der Latenezeit beruhte ebenso auf eine Reiternomadisierung, wie die tausend Jahre später stattfindende germanische Völkerwanderung.


Die spartanischen Sklaven hießen übrigens Heloten und waren nicht gefesselt. Sie wohnten in ihren Häusern mit Familie. So frei durften römische Sklaven erst in der Spätantike leben, da nach der verlorenen Schlacht im Teutoburger Wald ihnen die Sklaven ausgingen. Waren sie vorher noch gefesselt und geknebelt, so waren sie später viel freier und sorgten für eigenen Nachwuchs an Sklaven. Hier ist übrigens interessant, daß ein formeller Unterschied zu mittelalterlichen L eibeigenen nicht mehr besteht. Auch wenn diese nicht Sklaven heißen, so ist ihr defacto Zustand aber nichts anderes als die eines Sklaven. Ein Knecht gehört immer zur Herrschaft und sein formeller Name sagt nicht viel über seinen wahren rechtlichen Status aus. 

In einem Staat sind im grunde alle Bürger immer Sklaven, es gibt nur Unterschiede zwischen der Kettenlänge. Auch das Hab und Gut der Bürger ist nicht wirklich deren Eigentum, da der Staat bei jeder Handlung mitbestimmt und somit ein wirklich freies Bestimmen über die eigenen besitztümer gar nicht möglich ist. In einer freien Privatordnung würde nur das Recht des Nächsten über eine Freiheitsbegrenzung sorgen, da jede Freiheit bei der Freiheit der Mitmenschen endet - und nicht beim Staat.


Es wäre überdies die mesopotamischen Stadtstaaten auf einen privatrechtlichen Ursprung zu prüfen. Früher ging man hier von einer allgemeinen Tempelwirtschaft aus, welche sich als starke kommunistische Staatswirtschaft zeigt. Da sich diesen Bild zunehmend ändert, könnte auch hier eine Gated Community als Besiedlungsgrund in Erwägung gezogen werden. Erst ein paar Jahrhunderte später könnten Religiöser Wahn und Machtmißbrauch von Geschäftsführern der Sicherheitsdienste zu Verstaatlichung und Monarchie geführt haben.


Ein gutes Beispiel für die Verselbstständigung von Geschäftsführern ist bei den Lehensnehmern zu finden. Der Zerfall des heiligen Römischen Reiches deutscher Nation beruht auf diesen Effekt. Der Lehensnehmer ist quasi nur die Geschäftsführung eines Königs, aber eigent sich Stück für Stück Kompetenzen und Macht an. Aber kommen wir an dieser Stelle zu den europäischen Stadtstaaten, welche in Masse im Mittelalter gegründet worden. Man kann diese auch fast als Gated Communitys ansehen, auch wenn sie nicht privat begründet, sondern von einen Landesfürsten ins Leben gerufen worden. Die Idee des Landesfürsten ist es, die ehemaligen Bauern und jetzigen Handwerker vor der Gewalt der Gutsherren zu schützen. Die Landesfürsten holen sich ihr Recht gegenüber den Gutsherren wieder zurück, wenngleich auch hier sich eine Tendenz zur Autonomiebestrebung durch einen Stadtrat abzeichnet. Die mittelalterliche Stadt ist also als eine, vom Fürsten gegründete Geschlossene Siedlungsanlage mit diversen Sonderrechten, z.B. einen Markt.


Die Tatsache, daß die Stadt sich über einen Stadtrat immer mehr Rechte vom Landesherren aneignet und verselbstständigt, gestaltet sie sich politisch zu einer Quasi Privaten Gated Community, wobei man hier überprüfen müßte, inwieweit eine Republik ein Staat ist. 


Heute ist Republik sehr wohl Staat, da er seine Bürger ausnimmt abzockt und ideologisch belästigt, aber ist seine historische Form vielleicht eine reine Herrschaftslosigkeit gewesen, also eine Privatrechtsordnung ohne Fürsten, die im Grunde nur Verteidigung und Kriminalität regelt? In der Abwesenheit von Räuberhäuptlingen in einer Republik (Freistaat) ist ein von Lobbyisten aufgefülltes Machtvakuum. Der Lobbyismus ist kein Problem einer Republik, sondern eigentliches immanentes Wesen. Kaufleute und Unternehmer sind hier bestrebt den Staatsapparat (Machtmaschine) an sich zu reißen und mit diesen Instrument sich einen Vorteil zu verschaffen. In der Regel hält man die Verfassung dann ein, da sich mehrere Lobbyisten gegenseitig vor Machtmißbrauch belauern, doch gibt es Fälle in dem alle Macht sich auf eine Person als Diktator vereint.  Es kann also durchaus sein, daß ursprünglich Republiken sich als Herrschaftslosigkeit definierten, was zwar in Hinblick auf einen abgesetzten Monarchen stimmt, aber nicht auf eine vorzunehmende Abschaffung von Gewalt- Währungs- Gerichts- Monopolen. 


Wie dem auch sei, eine echte Privatrechtsgesellschaft erkennt man an einer Vielzahl von Sicherheitsdiensten, einen Staat an einem Gewaltmonopol. Freiheit ist auch in einer Vielzahl, von im Wettbewerb stehenden Währungen zu finden, nicht in einer staatlichen Währung. Das staatliche Fiat-Geld ist eigentlich Gewaltgeld, denn dessen Wert beruft sich auf die, vom Staate durchgesetzte Pflicht, es anzunehmen oder die Konsequenzen tragen zu müssen. Staaten sind Monopole und erzeugen Monopole, weshalb Superreiche Kapitalisten so gerne sich Sozialistisch geben und jene Gruppen unterstützen. Dies wird dann von vielen Linken als vermeintliche Herrschaft der Superkapitalisten fehlgedeutet, welche man mit noch mehr Sozialismus entgegentreten gedenke.


Demokratische Republiken geben heutzutage vor, die  beste Staats und Regierungsform zu sein. Tatsächlich sind Demokratien an sich schon Gewaltherrschaft der Mehrheit über die Minderheit - ja sie könnten die Hinrichtung der Minderheit demokratisch beschließen - und dies bedeutet in der Regel, daß die Mehrheit Gesetze zur Umverteilung aus den Taschen der Minderheit beschließt. Das muß schon deshalb passieren, da die Mehrheit nur durch solche Versprechungen, das Blaue vom Himmel zu verschenken (BGE), eine Wahl letztlich gewinnen kann.


Freiheit und Anarchie ist nicht das machen zu müssen, was andere wollen.


Nur ein Staat macht mit anderen Menschen was er will.


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