Dienstag, 21. August 2018

Geld

Eine Theorie des Geldes besagt, daß es nicht aus einer vorangegangenen Naturalientauschwirtschaft hervorging, sondern aus einem gedanklichen Kreditsystem. Laut dem Buch “Geld” von Felix Martin sind die Münzen und Scheine auch kein Geld, sondern nur die Zeichen des Geldes. Die Bewohner der Insel Yap besaßen ein geistig geführtes Kreditsystem, und die riesigen Steine - teilweise über drei Meter Durchmesser - repräsentieren dieses Kreditgeld der Inselbewohner. Die Steine selbst müssen auch gar nicht herumgeschleppt werden, da, nach größerer Schuldenanhäufung, eine Eigentumsübertragung des Steines genügt.
Diese Kreditgeldtheorie wird spätestens dann plausibel, wenn man sich das Verhalten befreundeter Menschen betrachtet. Befreundet bedeutet hier übrigens explizit Vertrauen! Leute, die sich gegeseitig Kreditwürdig sind, machen sich, in der Hoffnung auf alsbaldige Erwiderung, oft und gerne gegenseitige Geschenke. Auch kann man in Dorf und Stadtteil- Geschäften anschreiben lassen, was den Geschäftsinhaber zum Buchhalter eines Buchgeldkonten - Kreditsystems macht. So oder ähnlich wird man also schon in der Steinzeit, Bronzezeit gehandelt und mit Geld bezahlt haben, was außerordentlich praktischer als ein Naturalientausch wäre. Denken wir jetzt an die Theorie aus “Mehr! Philosophie des Geldes” von Türcke, dann können wir vielleicht ableiten, was denn das erste Geld, Pardon, Geldzeichen für das Kreditgeld gewesen sei. Wenn wir uns nochmal vergegenwärtigen, daß das erste Opfer für den Tiergott (Schlange, Drachen, Lindwurm) der Mensch war, dieser vom Tieropfer, Tonfigur, und Edelmetall abgelöst wurde, dann kann man diese Opfergaben für das Geldzeichen ihrer Zeit ansehen. Wir haben heute manchmal noch den Glauben, daß bei besonders schwerer Schuld, dies mit dem Leben bezahlt werden müsse. Dies mag nun nicht der steinzeitliche Alltag gewesen sein, doch in Extremfällen wird dies leider bis heute so gehandhabt. Hier ist also das Menschenleben das Geldzeichen, und wird bei großer angehäufter Schuld dem Gläubiger übertragen. Selbstredend gilt dies auch für die Opferung an die damalige Tiergötterwelt mit wahrscheinlich einer Schlange im Zentrum. Da durch die neolithische Religion nun Tiere zum Inventar gehören, und man lieber Naturprozesse als Götter verehrt, wird nun Vieh - und hier wohl vorrangig Rinder - als Geldzeichen für die Schuldenbegleichung verwendet. Jetzt wird Besitz, Schuld und Reichtum in der Maßeinheit Vieh gemessen und natürlich auch den Naturgöttern geopfert. Mit dem aufkommen indogermanischer Funktionsgöttern werden die astronomischen Naturgottheiten als Opfer dargebracht. Das Geldzeichen für Handel und Opferkult ist zunächst die Muttererde - der Ton - bzw. die keramische Tonfigur. Ob die Tonstatuetten, Figuren und Gefäße zunächst nur eine Forderung auf das darin dargestellte Tier ist, ist unbekannt aber möglich. Neben dem Ton gibt es auch weitere Verkörperungen der Erde. Zum einen der Bernstein und das an Bernstein erinnernde Elektron - Eine Legierung aus Gold und Silber, welche den Namen des Bernsteins absorbierte. In Lydien wurden die ersten formlosen Elektronstückchen als Geldzeichen verwendet. Dann geht man von der Muttererde zum Himmelsvater über, und entdeckt im Gold die Verkörperung des Sonnengottes und im Silber den Mondgott. Vielleicht war Gold und Silber auch nur dann erst werthaltiges Geldzeichen, wenn es parallel zur Tonfigur kunstvoll verarbeitet war. Abgewogenes Gold und Silber sind das Geldzeichen bis heute und waren auch die idealen Opfergaben für ihre entsprechenden Funktionsgötter. Standardisierte Gold und Silberstücke mit göttlichen Garantiesiegel waren die Geburt der modernen Münze. Hier braucht es immer weniger Schulden im gedanklichen Kreditsystem zu verrechnen, sondern man begleicht die angefallenen Schulden unverzüglich an Ort und Stelle. Hier sieht man eben deutlich, daß eine Münzverschlechterung, bzw. Reduzierung des Goldanteils falsch und Vertrauenszerstörend ist, das Gold selbst aber auch nur eine auf Glauben beruhenden inneren Wert besitzt. Auch wenn man auf einen Goldgehalt der Münze pocht, oder man meint, daß das Papiergeld durch einen Goldschatz gedeckt sein müsse, so war das Gold und Silber nur eine religiös aufgeladenes Geldzeichen, dessen Vertrauen man sich bis heute gut bewahrt hatte. Da das Geldzeichen nur eine Forderung verkörpert, ist der Wert des Geldzeichens unabhängig von seinem Material. Sei es nun Gold, Papier oder Kryptogeld, das Material selbst bedarf keines Wertes und selbst keines Materials.
Das gedankliche Kreditsystem besitzt einen religiösen Bruder: Das Karma. Hier wird Wunsch, Gedanke und Handlung in ein, des Lebens übergeordnetes Kreditsystem verrechnet. Hier kann jeder Mensch Guthaben und Schuldenkarma anhäufen. Guthaben und Schulden werden aber irgendwann auch verrechnet, wenn nicht jetzt, dann auch in einen späteren Leben. Was du durch deine psychischen und physischen Handlungen erntest, wird dein Karmakonto dir zur Ernte gereichen. Dieses Karma-Prinzip kannte man nicht nur im Hinduismus, sondern war auch Jesus bekannt. Nun heißt das Schuldensystem im Christentum nicht Karma, aber es existiert, denn eben gerade nur im Christentum können durch Vertrauen auf Jesus Christus diese Schulden erlassen werden. Das es hier nicht auf die Höhe der karmischen Guthaben und Schulden ankommt, erklärt Jesus im Gleichnis von den Arbeitern auf dem Weinberg.

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